Rasante Manöver hoch zu Ross

Caroline Faltus

Über den Jeans tragen sie bei Turnieren Chaps aus Wildleder, dazu Hemd oder Bluse, einen Cowboyhut und stilechte Stiefel.
Westernreiten unterscheidet sich in einigen Bereichen vom englischen Reitstil, was jedoch nicht bedeutet, dass es einfacher ist. Es sieht zwar absolut locker aus, bedarf jedoch bei Reiter und Pferd einer gründlichen Ausbildung, die etwa beim Westernreitzentrum in Aalen-Arlesberg zu haben ist.
"Die Grundausbildung eines Westernpferdes ist die gleiche wie die eines Englisch gerittenen Pferdes", erklärt Petra Kugler, die Besitzerin des Westernreitzentrums in Arlesberg. Ihre Aufgabenbereiche auf dem Familienbetrieb sind vielfältig.
Hauptsächlich geht sie ihrer Tätigkeit als Reitlehrerin sowie der Ausbildung von Pferden nach. Grundvoraussetzung für ein angehendes Westernpferd ist ein ruhiges Gemüt, da die Nerven des Pferdes bei bestimmten Aufgaben stark strapaziert werden.
Im Alter von etwa drei Jahren erfährt das Pferd die grundlegende Dressurausbildung, erst danach erfolgt die Spezialisierung.
"Es kostet einige Mühe, bis ein Pferd lernt, locker am Zügel zu gehen und auf kleinste Befehle des Reiters zu reagieren, ohne dass der Zügel gestrafft werden muss", sagt die erfahrene Westernreiterin. Ein fertig ausgebildetes Westernpferd beherrscht schließlich all die rasanten Manöver und spektakulären "Stops", die aus den Westernfilmen bekannt sind.
Ursprünglich war diese spezifische Ausbildung natürlich für die Arbeit mit Rinderherden vorgesehen und durchaus notwendig.
Bald entwickelte sich jedoch auch in Deutschland ein gewisser Reiz bei Reitbegeisterten, den Reitstil aus Amerika als Freizeitsport zu betreiben. "Als ich vor zwanzig Jahren mit dem Westernreiten anfing, war diese Art des Reitsports noch nicht sehr populär", meint Petra Kugler. "Ich war jedoch sofort begeistert und bin dabei geblieben."
Die 38-Jährige wurde vor acht Jahren von Peter Kugler, ihrem Schwiegervater, als Reitlehrerin angestellt. Der Reitunterricht ist beim Westernreiten anders aufgebaut als beim klassischen Englischen. Hier wird nicht in einer Abteilung geritten, sondern es sind nur bis zu drei Reitschüler in einer Gruppe. "So kann ich mir für alle Zeit nehmen und auf individuelle Schwierigkeiten eingehen", meint die Frau aus Arlesberg. Der Spaß dürfe im Unterricht aber auf keinen Fall zu kurz kommen.

Ausrüstung

Beim so genannten Cuttingsattel ist das Horn beispielsweise sehr hoch, damit ein guter Halt bei extremen Manövern gewährleistet ist. In der Regel verwendet der Westernreiter Split Reins, das heißt offene Zügel. Ausgebildete Westernpferde können mit einem Snaffle with Shanks (gebrochenes Hebelarmgebiss) oder mit einem Bit (ungebrochen). Ein Bit ist eine Westernkandarre, die einhändig geritten wird.
Nebenbei reitet Petra Kugler erfolgreich Turniere. Sie durfte schon mehrere Erfolge feiern, unter anderem wurde sie Bayrische
Meisterin, Deutsche Meisterin und vierte bei den Europameisterschaften. Zwei der sechs eigenen Pferde sind Turnierpferde.
Hauptsächlich möchte sie jedoch für ihre knapp hundertfünzig Reitschüler da sein - und für ihre ebenfalls pferdebegeisterten Kinder.
Insgesamt sind zwanzig Pferde in den Stallungen des Familienbetriebes untergebracht. Nicht alle Pferde sind Westernpferde, da der Betrieb aber soviel Freundlichkeit ausstrahlt, fühlen sich alle Pferdebesitzer von der Atmosphäre angesprochen. "Abends sitzen wir oft noch im Reiterstüble beisammen und lassen den Tag ausklingen", schwärmt Petra Kugler. Die lockere, offene Mentalität der Westernreiter hat sich hier längst niedergelassen.
Westernreiten etabliert sich allmählich. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wird die dressurähnliche Disziplin "Reining" vertreten sein und die Fahne des Westernreitens hochhalten.