Westernreiten

Diese unkomplizierte, leichte und vor allem natürliche Art der für uns in Europa relativ neuen Reitweise ist uralt. Das Westernreiten hat seinen Ursprung im reiterlichen Kriegshandwerk. Durch die Spanier und Portugiesen nach Amerika gebracht, verbreitete sich dieser Reitstil dort seit dem 17. Jahrhundert als Arbeits- und Gebrauchsreiterei.

Das Westernreiten ermöglicht eine völlige Beherrschung und Kontrolle des Pferdes mit minimalen Hilfen, vorausgesetzt der Reiter hat sein Pferd mit geduldiger Arbeit zum willigen Partner und Mitarbeiter gemacht. Wesentliche Basis ist das gegenseitige Vertrauen von Reiter und Pferd.

Die grundsätzlichen Unterschiede zum hierzulande üblichen sogenannten Englischreiten bestehen hauptsächlich in der Hilfengebung, dem Sitz und dem Tempo. Das Westernpferd wird nicht konstant an die Hilfen gestellt; das bei den Englischreitern übliche Herantreiben an das Gebiss entfällt.

Geht das Pferd locker und in einer guten Selbsthaltung, sitzt der Reiter passiv und schwingt leicht aus der Hüfte die Bewegungen des Pferdes mit. Er macht sich nur dann aktiv mit Kreuz-, Schenkel- oder Zügelhilfen bemerkbar, wenn er etwas von seinem Pferd will.

Für einen lockeren, entspannten Sitz werden die Steigbügel so lange geschnallt, dass gerade noch Spannung im Knie und in der nach unten gedrückten Ferse des Reiters ist. Der Reiter sitzt so locker, im übereinstimmenden Gleichgewicht mit seinem Pferd, "im Pferd" und nicht auf dem Pferd. Die Unterschenkel berühren ab Knie den Pferdeleib nicht mehr. Sie kommen nur ans Pferd, wenn eine bestimmte Schenkelhilfe gegeben wird, zum Beispiel antraben oder angaloppieren, aber nicht zur Unterstützung der jeweiligen Gangart.

Auf diese Weise bleibt beim Pferd die Sensibilität für Schenkelhilfen erhalten. Ausgebildete Westernpferde werden einhändig geritten, die Zügel befindensich dabei in der Regel in der linken Hand.

Durch die freigewordene Hand hat der Reiter die Möglichkeit ein Gate zu öffnen oder zu schliessen, ein Handpferd mitzuführen etc. Die einhändige Zügelführung ist ein Muss, wo mit dem Pferd gearbeitet und nicht das Pferd bearbeitet wird.

Ein weiterer deutlicher Unterschied liegt im Tempo: Das Westernpferd wird im allgemeinen langsamer geritten als das englisch gerittene Pferd. Der "Jog", der langsame, fast schlurfende Trab des Westernpferdes, erlaubt dem Reiter im Gelände einen bequemen, anstrengungsfreien Sitz und ist für die Pferdekräfte schonend. Beim "Lope", dem abgekürzten Galopp am losen Zügel, sitzt der Reiter im Idealfall wie im Schaukelstuhl.

Westernreiten fasst in Europa immer mehr Fuss und wird sich auf die Dauer in der Freizeitreiterei durchsetzen und bewähren, da das lockere, entspannte Reiten, die "lässige Eleganz", den heutigen Vorstellungen der Pferdefreunde vom Umgang mit dem Pferd eher entsprechen.